Gärten im 21. Jahrhundert
In diesen unsicheren Zeiten sehnen sich die Menschen nach Natur, Gesundheit, Ehrlichkeit und traditionellen Werten.
Ein Walled Garden vermittelt ein paradiesisches Gefühl. Er polarisiert nicht und vereint Menschen in Ihrer Liebe zur Natur und der geschaffenen Schönheit. In Gärten dieser Art spiegelt sich der Zeitgeist der Epochen wieder. Die ersten Englischen Gärten entstanden in den Köpfen der Elite und wurden in die Landschaft integriert.
Er füllt natürlicher Weise die Seele mit Ruhe und Heiterkeit und besänftig alle Lebensstürme und Nöte. Es ist nicht nur das bloße Wohlgefallen sondern eine tugendhafte Gemütsbeschaffenheit, die uns ein solcher Garten empfinden lässt. Gärten appellieren nicht nur an das Gefühl und die tiefste Seele sondern ebenso an den Intellekt.
Man sucht für einige Stunden eine „Heile Welt“ auf, um sich dort zu zerstreuen, neue Energie zu tanken. Dies nicht nur einmal im Jahr, sondern regelmäßig, da sich ein Garten ständig verändert und zu jeder Zeit seine unvergleichlichen Reize für den Besucher darbietet.
Der Trend geht zurück zur Natur- zurück zum Echten, zu biologisch angebautem Gemüse- selbst gezogenen Blumen, weg von der Chemie und kommerziellen Produkten. Gärten gehören zum coolen Lifestyle unserer Zeit. Die Flucht in die Natur – gestaltet von Menschenhand – ist ein wichtiger wiederauflebender Trend unserer Zeit
Gartenbau mit Tradition
Wenn man einen Garten entwerfen darf, ist das den Garten umgebende Gelände von großer Bedeutung. Dieses bestimmt unmittelbar die Optik des zu schaffenden Bereiches. Natürlich ist die Form des Geländes für die Themen, die zu realisieren möglich sind, entscheidend.
In diesem Fall ist Schloss Baldern ein Sonderfall. Das Schloss befindet sich auf einer Bergkuppe. Die Auffahrt schlängelt sich um den Berg nach oben, so dass nur eine sehr schmale und langgezogene Fläche für eine Bebauung verfügbar ist. Im Prinzip gibt es keinen vergleichbaren öffentlichen Garten, der eine derartige ‚extreme’ Form wie der englische Garten auf Baldern aufweist.
Eine zusätzliche Herausforderung für den schaffenden Designer sind die sehr hohen alten Bäume, die das Grundstück umgeben. Hinsichtlich des Rosengartens war es eine echte Herausforderung, erfolgreich Rosen direkt am Waldrand anzupflanzen. Ein wunderbarer Kontrastpunkt aber durch die Schattenlage nicht unkompliziert. Wenn man die entsprechende Thematik ‚gefunden’ hat, die zu der Anlage passt, ist sie die Richtlinie für das gesamte Werk. So sind fast alle weiteren Themen auf diesem Prinzip aufgebaut.
Der den Garten umgebende Wald bestimmt auch hier, was in dem Garten gestalterisch möglich ist. Er vollendet ihn mit seiner sehr alten, traditionellen Optik und bietet mit dem Holz daraus viele Designmöglichkeiten für den Bau von Gartenbänken, Rankgerüsten oder Treppen.
Das entstandene Werk hat einen musealen Charakter, da die Exponate, hier die Pflanzen im allgemeinen, erforscht, bewahrt und bekannt gemacht werden. Für den Besucher sozusagen ausgestellt werden. Auch deshalb museal, da sich ähnlich wie in einem Museum ein ‚Ausstellungswechsel’ von Saison zu Saison oder Jahr für Jahr vollzieht. Neue wenig bekannte Pflanzenzüchtungen werden integriert und dafür andere weggenommen. Dadurch entstehen neue Farbsequenzen. Wenn das Thema eines Beetes ein bestimmtes Farbschema aufweist, also nicht verändert wird, liegt hier der Reiz im saisonalen Wechsel blühender Stauden.
Zier – und Nutzgarten ist eine weitere Grundthematik der Gartenanlage – ein Muss in der heutigen Zeit. Das System des Kreislaufes mit maximaler Verwertung ist der Wunsch von Prinzessin Anna zu Oettingen Wallerstein. Ein alter nicht mehr genutzter Hühnerstall wird wieder zum Leben erweckt, renoviert und mit diversen alten Hühnerrassen bestückt. Großartig um organische Caféabfälle zu verwerten. Der Hühnerkot dient zudem als exzellenter Dünger vieler Pflanzen im Garten. Eigene Eier zu haben, zu wissen woher sie kommen ist ein gutes Gefühl.
Für uns ist es wichtig, Gartendesign nicht als ein exaltiertes Werk zu sehen – nicht nur funktionierend mit hohem künstlichen Aufwand. Es bedeutet vielmehr, im bestmöglichen Einklang mit der Natur zu sein. Dadurch komplettiert es die Schlossanlage und es entsteht ein funktionierendes Kulturobjekt das nicht nur in unserer heutigen Zeit sondern auch in der Zukunft Bestand und Berechtigung hat.
Susanne Christner, März 2019